05. Oktober 2025: Klar entscheiden, früh führen: Welche Rolle nimmt Wilhelmshaven ein?

In der Woche vor den Herbstferien tagt der Rat noch einmal – und entscheidet am Mittwoch über den Termin der Oberbürgermeisterwahl. Rein rechtlich ist sowohl der 13. September 2026 (gemeinsam mit der Kommunalwahl) als auch ein vorgezogener Termin möglich. Maßgeblich ist, dass die Direktwahl innerhalb der letzten sechs Monate vor Ablauf der Amtszeit stattfindet und der Rat den Wahltag bestimmt; die Wahl muss zudem auf einen Sonntag gelegt werden. Der Gesetzgeber hat diesen Rahmen bewusst geschaffen, um geordnete Übergänge zu sichern und Stillstand zu vermeiden. Insofern steht am Mittwoch im Mittelpunkt, was Wilhelmshaven guttut.

Die konkrete Lage spricht für eine sorgfältige Abwägung. Wilhelmshavens Oberbürgermeisteramt endet regulär am 31. Oktober 2026. Der in der Beschlussvorlage genannte 13. September 2026 mit einer möglichen Stichwahl zwei Wochen später erfüllt die gesetzlichen Anforderungen; zugleich erlaubt das Recht, den Wahltermin im zulässigen Zeitfenster früher zu setzen. Die Frage ist also nicht, ob es geht, sondern was unter den gegebenen Rahmenbedingungen der bessere Weg für Stadt und Region ist.

Mit der angekündigten Neuaufstellung an Verwaltungsspitzen in der Region – und der damit verbundenen politischen Aufmerksamkeit in Hannover, Berlin und Brüssel – gewinnt die Rolle des Oberzentrums an Gewicht. Ich halte es für besonders wichtig, dass Wilhelmshaven bei allem partnerschaftlichen Denken mit Friesland vorangeht, früh Klarheit schafft und das Heft des Handelns in die Hand nimmt. Gesprächs- und Arbeitszusammenhänge sollten so früh wie möglich von uns initiiert werden, damit wir Impulse setzen und nicht in eine passive Erwartungshaltung geraten.

Aus dieser Gesamtschau sprechen fünf Gründe für eine Vorverlegung auf den 31. Mai 2026 mit einer möglichen Stichwahl am 14. Juni. Erstens schafft ein früher Termin Klarheit und Orientierung: Die Stadt entscheidet rechtzeitig über Richtung und Führung, ohne wichtige Projekte in der Schwebe zu lassen. Statt eines Doppelwahlkampfs mit Ratskandidaturen rückt die zentrale Führungsfrage in den Mittelpunkt; das ist umso bedeutsamer, weil die/der Oberbürgermeister/in in Wilhelmshaven nicht nur Verwaltungschef/in ist, sondern auch politischer Impulsgeber für Stadt und Region.

Zweitens stärkt die Trennung von OB- und Ratswahl Stabilität und Verlässlichkeit. Ratswahlen sind naturgemäß stärker parteipolitisch geprägt, während OB-Wahlen personenbezogener entschieden werden. Eine zeitliche Entkopplung verhindert, dass Listen, Mehrheiten oder taktische Koalitionen die Wahl der Stadtspitze überlagern, und sie gibt der Verwaltungsspitze Planungssicherheit – unabhängig davon, wie sich die Ratslandschaft sortiert.

Drittens verbessert die Entzerrung die demokratische Beteiligung in der Sache: Bürgerinnen und Bürger können die Ebenen bewusster unterscheiden – bei der OB-Wahl entscheiden sie über Person, Haltung und Führung, bei der Ratswahl über Programme und Mehrheiten. Das erhöht die Transparenz der Entscheidung und stärkt die Legitimation der oder des Gewählten.

Viertens geht es um strategische Handlungsfähigkeit. Wilhelmshaven befindet sich mitten in Transformationen – im Energiesystem, in der Wirtschaft, in der Bildungsinfrastruktur. Ein Schwebezustand bis in den Herbst 2026 würde bremsen. Eine vorgezogene OB-Wahl sorgt dafür, dass die Person an der Spitze rechtzeitig über ein stabiles Mandat verfügt, um die anstehenden Entscheidungen zu führen und die Umsetzung des ZukunftsplanWHV zu koordinieren.

Fünftens sind die Mehrkosten zweier Wahltermine eine bewusste Investition. Klarheit, Vertrauen und Handlungsfähigkeit sind in Zeiten des Wandels die knappsten Güter. Demokratie darf nicht „billig“ organisiert werden; im Verhältnis zum Gewinn an Orientierung und Verlässlichkeit fallen die zusätzlichen Kosten gering ins Gewicht.

Ich bin froh, dass sich der Rat Beratungs- und Bedenkzeit genommen hat. Jetzt brauchen wir Klarheit – darauf freue ich mich.

#miteinanderWHV

#ZukunftsplanWHV

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